Meine Erfahrungen mit dem Mitsubishi 3000GT VR4 Spyder

Wie es dazu kam

Seit 2006 besitze ich ein Mitsubishi 3000GT Coupé (deutsche Version mit Twinturbo und 286PS). Angeregt durch die lebendige Community (www.gt-driver.de) und meine wachsende Begeisterung für Meetings und Trackdays habe ich viel Zeit und Aufwand in das Coupé investiert, bis es meinen Anforderungen entsprach. Nun ist es aber kein Original-Fahrzeug mehr. So kam ich auf den Gedanken, ein noch exklusiveres aber auch spannenderes Modell zu erwerben und im OEM Zustand zu erhalten. Da ich am Coupé schon viel gelernt hatte und auch inzwischen gut weltweit vernetzt bin, ging ich also das Wagnis ein, einen 3000GT VR4 Spyder zu importieren und zu "meinem" Projekt zu machen.

Ein erster Versuch scheiterte an einem unseriösen Händler, sodass ich mich entschloß, den Markt selbst zu beobachten und alles selbst in die Hand zu nehmen. Und im September 2013 war es dann so weit - ein günstiges Angebot von einem gut beleumdeten 3000GT Spezialisten in USA wurde mir persönlich angedient, und ich schlug nach mehreren Wochen Bedenkzeit zu. Maximal kommt alle drei Monate mal ein VR4 Spyder in den Handel, und das war seit Langem das erste habwegs einschätzbare Angebot. Dazu aber unten mehr.

Vom Kauf bis zur Anlieferung

Der Verkäufer stellte mir die VIN (übrigens Baujahr 1995), einen Haufen Bilder sowie ein Video der Funktion des Hardtops zur Verfügung. Ausserdem bot er mir an, die maroden OEM Felgen zu tauschen, allerdings gegen Mehrpreis. Da es zwar eine Historie gab (Carfax / InstaVIN), aber kein Service-Heft und auch keine Erkenntnisse darüber, wann der letzte grosse Service (u.a. Zahnriemenwechsel) gemacht worden war, entschloß ich mich, alles selbst in Deutschland zu machen bzw. machen zu lassen.

Der ganze Deal wurde per Email und Facebook vereinbart, ich bin nicht nach USA geflogen und habe das Auto auch nicht besichtigt. Dazu ein paar Worte: Bei dem geringen Angebot müsste man für jedes Auto extra hinüberfliegen, da nie mehrere gleichzeitig zum Verkauf stehen. Und wenn man dann davor steht, dann sieht man bestenfalls die kosmetischen Macken und bekommt vielleicht grössere Probleme bei einer Probefahrt mit - aber bei einem vertrauenswürdigen und gut beleumdeten, technisch versierten Verkäufer geht man besser davon aus, dass es keine grösseren Probleme gibt (oder dass man sie nicht bemerkt). Und wer lässt das Objekt seiner Begierde dann wegen ein paar komischen Geräuschen stehen und fliegt unverrichteter Dinge wieder heim? Daher habe ich die eingesparten Reisekosten gleich risikohalber auf mein Budget draufgeschlagen.

Dann kam per Email die eingescannte "Bill of Sale" und der "Title" (entspricht dem Fahrzeugbrief), ich habe den Tür-zu-Tür Transport beauftragt und das jeweilge Geld an den Verkäufer und die Spedition überwiesen. Die Lieferung in Deutschland ging direkt an meine sehr kompetente und bewährte Autowerkstatt in Zeesen (Königs Wusterhausen) bei Berlin. Bis das Auto dann aber am Ziel ankam, dauerte es geschlagene 10 Wochen, nämlich bis kurz vor Weihnachten 2013. Damit stand er dann erstmal 3 Wochen herum, weil über den Jahreswechsel keine Werkstatt-Kapazitäten zur Verfügung standen.

Instandsetzung, Umrüstung und Zulassung

"Im großen und ganzen hat das Fahrzeug eine gute Substanz" - aber in den kleinen Details liegt die Würze. Räder waren klar, Batterie war nicht unerwartet defekt, gelbe Blinker hinten schon eingeplant, Standlicht über Tagfahrlicht mit Dimmung auch kein Thema, und die Nebelschlußleuchte mit GELBER Kontrollampe ging auch flott über die Bühne.

Eigentlich wären das die einzigen Punkte gewesen, aber da kam dann doch noch so einiges (schliesslich ist das Auto fast 20 Jahre alt): Traggelenke, Stabi-Buchsen, Motor abdichten, "Infinity" OEM-Stereo samt Boxen renovieren, Karosserie vorne rechts zurechtrücken (Spaltmaße, kleinerer Unfallschaden ohne bleibende Wirkung, aber "amerikanisch" repariert), Fahrer-Sitzbezug (Leder) in erbärmlichem Zustand (sieht man auf Bildern kaum), Dichtungen der Fenster und des Daches zwar funktionstüchtig, aber mitgenommen ( es gibt sie alle noch als Ersatzteile!), Innenraum zwar auf den ersten Blick OK aber auf den zweiten ist dann doch etwas Handwerk gefragt. Ein großer Service mit Zahnriemen, Wasserpumpe, Kerzen usw. wurde gemacht, aber leider wurden nicht alle Schmiermittel gewechselt bzw. geprüft (siehe unten). Scheinwerferbirnen etc. waren übrigens auch nicht mehr brauchbar.

Beim Transport war das Fahrzeug anscheinend mit einer Ladekante in Berührung gekommen, was die Abgasanlage beschädigt hatte. Ach ja, der Tacho-Geber war kaputt, und es stand 1cm hoch Wasser im Auto - vermutlich hat beim Transport jemand mit dem Dach rumgespielt.

Letztlich konnten diese Nicklichkeiten mit netto 2,5 Arbeitstagen und vielen gebrauchten sowie einigen neuen Teilen beseitigt werden. Die einzige "große Nummer" war dann ein Totalausfall des Winkelgetriebes (Antrieb der Hinterräder), das kein Öl hatte. 0,3l fehlendes Öl verursachten 600 Euro Kosten für ein Gebrauchtteil, aber ist alles zu kriegen. Generell sind in USA praktisch alle Teile auch für die Spyder zu haben, teilweise zum halben Preis im Vergleich zu Deutschland. Sehr hilfreich ist ein Versanddepot in USA.

Die Abnahme (mit Datenblatt vom TÜV Süd), alle Sondergenehmigungen und die Anmeldung führten dann nochmal zu knapp 2 Wochen Verzögerung und einer Rundreise durch Berlin, aber schließlich bekam das Auto am 12. Februar 2014 seinen Segen von TÜV und Zulassungsstelle.

Das Ergebnis ...

... ist ein tolles Auto. Technisch einwandfrei, optisch ansprechend (auch die neu belederten vorderen Sitze, obwohl die Bezüge aus Pakistan kamen), ein paar kleine Lackarbeiten sind noch nötig, aber das kann man in Ruhe angehen.

Ich würde es wieder tun!

Checkliste für Käufer

Eigenes Budget definieren, dabei Kaufpreis des Fahrzeugs, Transportkosten (Tür-zu-Tür ca. 1800 Euro), Zoll (10%), Umsatzsteuer (19%) und Umrüstung / Instandsetzung berücksichtigen. Rechne mit dem 1,3...1,5fachen des Dollar-Preises in Euro, bis das Fahrzeug abgenommen, angemeldet und technisch einwandfrei dasteht.

Eigene Anforderungen definieren: Schwarze Spyder mit braunem Leder sind todschick, aber noch seltener. In gelb gab es nur eine Handvoll. Lieber einen "ordinären" roten als gar keinen? Und: Finger weg von in USA getunten Fahrzeugen, da drüben gibt es keine Autobahn, auf der man 20 Minuten mit 200 Km/h den Motor überhitzen könnte.

Checkliste bei Übernahme

Am besten einen großen Service (60k miles bzw. 90.000 km) machen lassen, es sei denn, dass es zu diesem einen vertrauenswürdigen Nachweis gibt, und nicht schon der Nächste fällig ist.

Insbesondere ...

... Fortsetzung folgt ... einstweilen gibt es Infos unter www.gt-driver.de oder im (anmeldepflichtigen) Wiki unter wiki.gt-driver.org.